Internationale Dental-Schau 2021: Orientierung in unruhiger Zeit

Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Dental-Industrie (VDDI)– Foto: Dentaurum/Andreas Fabry

Internationale Dental-Schau 2021: Orientierung in unruhiger Zeit

„Ich freue mich auf einen viertägigen Auftakt zur Normalität“

Die Dentalbranche hat im Corona-Jahr 2020 eine Durststrecke hinter sich gebracht. Wie sind die Zukunftsaussichten, und welche Orientierung gibt in diesen unruhigen Zeiten die Internationale Dental-Schau 2021? Der Vorstandsvorsitzende des VDDI (Verband der Deutschen Dental-Industrie), Mark Stephen Pace, bringt es auf den Punkt.

 

dental:spiegel Herr Pace, im vergangenen Jahr schoben viele Patienten ihren Zahnarztbesuch auf, und die Anfertigung prothetischer Arbeiten sank auf nahe null. Wann wird sich die Lage entspannen?

Mark Stephen Pace: Wir befinden uns bereits auf dem Weg zurück in die Normalität. Selbst wenn wir zurzeit noch unter dem Eindruck der Corona-Pandemie stehen: Unsere Branche sollte aus dieser Krise sogar gestärkt hervorgehen.

 

Was führt Sie zu dieser Einschätzung?

Ich beobachte ein gesteigertes Interesse breiter Bevölkerungsschichten an Gesundheitsthemen. Wahrscheinlich geht es vielen so: Nachbarn, Verwandte und Freunde kümmern sich mehr um Ernährungsfragen, Bewegung und Sport. Das ist aus medizinischer Sicht gut, und wir als Dentalbranche können diesen Trend aktiv aufnehmen.

 

Warum ausgerechnet die Dentalbranche?

Dies hat sich in den letzten Monaten als erfreulicher Aspekt erwiesen: Die Zahnmedizin rückt besonders stark in den Mittelpunkt. Viele Patienten haben erkannt, dass die Mundhöhle keinen isolierten Untersuchungsgegenstand darstellt, sondern eine ausgesprochen weitreichende Bedeutung für die Allgemeingesundheit hat. So manchem ist das erst jetzt bewusst geworden – als Nebeneffekt der Corona-Pandemie.

 

Was gab für Sie dabei den bewusstseinsbildenden Anstoß?

Wir haben das zwar im vergangenen Jahr schon geahnt, aber eine aktuelle hochrangige wissenschaftliche Publikation hat es jetzt klargestellt1,2: COVID-19-Patienten mit Parodontitis weisen ein höheres Risiko für die Aufnahme auf die Intensivstation, die Notwendigkeit einer unterstützten Beatmung und sogar für einen tödlichen Ausgang der Erkrankung auf als parodontal gesunde COVID-19-Patienten. Im Umkehrschluss sollte eine konsequente Parodontaltherapie das Risiko schwerer Krankheitsverläufe mindern.

 

Das betrifft also nur den Bereich der Parodontologie …

Es betrifft mindestens die Parodontaltherapie und die Parodontalprophylaxe und dürfte darüber hinaus in ähnlicher Weise auf den großen Bereich der Implantatnachsorge zutreffen. Außerdem hat der WHO-Exekutivrat Ende Januar in einer Resolution festgehalten, dass die Zahn- und Mundgesundheit generell ein wichtiger Bestandteil der Allgemeingesundheit ist und dementsprechend Eingang in Präventions- und Versorgungsstrategien finden soll3.

Ich persönlich bin überzeugt, dass jede entzündliche Erscheinung im Mundraum mit entzündlichen Erscheinungen in anderen Bereichen des Körpers korrespondieren kann. So sollte zum Beispiel auch die Bekämpfung schädlicher Mikroorganismen in einem Wurzelkanal verschiedenen Allgemeinerkrankungen vorbeugen.

 

Wie gut stehen die Chancen, dass die Patienten diesen Gedanken verinnerlichen und ihre regelmäßigen zahnärztlichen Untersuchungen bzw. ihre Recall-Termine gewissenhaft wahrnehmen?

Gerade in der Corona-Krise genießt das zahnärztliche Team bei den Patienten ein ausgesprochen großes Vertrauen – zu Recht, wie Zahlen der Berufsgenossenschaft für das Gesundheitswesen und die Wohlfahrtspflege zeigen4. Die Bundeszahnärztekammer betont: Hier kommen laut Bundeszahnärztekammer die bereits vor Corona sehr hohen Hygienestandards zum Tragen, wie zum Beispiel die intraorale Absaugung mit hoher Durchflussrate und die umfangreichen Zusatzmaßnahmen beim Patientenmanagement. Wohl kein anderer Berufsstand hat den Hygienegedanken in solcher Perfektion verinnerlicht, setzt ihn unter den Bedingungen der Corona-Krise so konsequent in die Praxis um und hat verschiedene Arbeitsabläufe sogar noch optimiert.

 

Wenn ich Sie richtig verstehe, sind die Voraussetzungen für einen Aufschwung der Dentalbranche recht gut. Welche Konsequenzen sollten Praxis und Labor daraus ziehen?

Das Vertrauen der Patienten wird umso größer, je individueller sie beraten, behandelt und mit exzellenten prothetischen Arbeiten versorgt werden. In einem sich ausdifferenzierenden Marktumfeld haben Zahnärzte und Zahntechniker gute Chancen, sich sichtbar zu positionierten.

 

So mancher Zahnarzt und Zahntechniker sieht sich nach dem Schock des letzten Jahres zurzeit in einer Konsolidierungsphase. Wie kommt er jetzt den entscheidenden Schritt weiter?

Bei der aktiven Positionierung im Markt mit individuellen Leistungen für Patienten, die sie brauchen und die sogar Freude daran haben, hilft die Dentalindustrie. Sie unterstützt Zahnärzte und Zahntechniker mit Werkstoffinnovationen und moderner Technologie. Einen aktuellen Überblick über die Chancen für die eigene Praxis und das eigene Labor gibt die Internationale Dental-Schau 2021, der Treffpunkt der Welt mitten in Europa und direkt vor unserer Haustür. Die Präsenzmesse ergänzen wir durch ein umfangreiches Angebot digitale Tools unter dem Titel IDS connect.

Wenn ich an die Messe denke, freue ich mich nach anderthalb Jahren Corona schon auf einen viertägigen Auftakt zur Normalität. Ich freue mich auf viele intensive und reichhaltige Gespräche sowie auf interessante Innovationen mit hoher Attraktivität für die Praxis und das Labor – für treffsichere Investitionsentscheidungen.

Ich freue mich auf Sie vom 22. bis zum 25. September in Köln!

 

 

 

Literatur

  1. https://www.dgparo.de/presse/presse_detail/article-601ad7dce5059 (Zugriff am 11.2.2021)

  2. Marouf N, Cai W, Said KN et al:. Association between periodontitis and severity of COVID-19 infection: a case-control study.J Clin Periodontol. 2021. doi:10.1111/jcpe.13435.

  3. https://www.who.int/oral_health/publications/en (Zugriff am 10.3.2021)

4. BGW: COVID-19 als Berufskrankheit – Zahnmedizin kommt am besten weg. https://www.bzaek.de/presse/infodienst-klartext/klartext///klartext-02-21.html (Zugriff am 10.3.2021)

 

Das Interview führte Christian Ehrensberger, Frankfurt am Main

 

 

Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Dental-Industrie (VDDI)– Foto: Dentaurum/Andreas Fabry

 

Die Internationale Dental-Schau 2021 setzt mit #B-SAFE4BUSINESS Maßstäbe für ein sicheres Miteinander in den Hallen und ergänzt mit dem Hybridkonzept IDSconnect die Präsenzmesse um attraktive Online-Komponenten. Ihren Besuchern gibt die IDS eine klare Orientierung in einem ebenso herausfordernden wie chancenreichen Marktumfeld. – Grafik: Koelnmesse / IDS Cologne